März 18, 2021 Matthias Weber

Das Geheimnis der unglaublichen Fondsmanager Absurdistans

Hier ist die Lösung!

Was für eine unglaubliche Geschichte. Alle Fondsmanager Absurdistans schlagen den Markt. Und sie sind der Markt.

Absurdistan ist ein komplett abgeschottetes Land. An seiner Aktienbörse sind seit über 10 Jahren die gleichen 57 Unternehmen kotiert.

Nur Einwohner Absurdistans dürfen Aktien kaufen und dies auch nur via Aktienfonds.

Seit über 10 Jahren stehen die gleichen 7 Aktienfonds zu Auswahl. Keiner wurde neu gegründet, fusioniert oder schied aus dem Markt aus.

Über die letzten 10 Jahre haben alle 7 Aktienfonds den Absurdistan Total Return Equity Index übertroffen. Ausnahmslos alle.

Wie ist das möglich?

Ganz einfach so:

Nehmen wir der Einfachheit an, es gäbe nicht 7 sondern nur 2 Aktienfonds in Absurdistan. Der gesamte Markt sei 200 Mio schwer, jeder Fonds startet ins Jahr 1 mit 100 Mio.

Ende Jahr 1 habe Fonds A eine Performance von +25% erreicht, sein Vermögen steigt somit auf 125 Mio. Fonds B hingegen hat ein miserables Jahr und verliert 25%, sein Vermögen fällt somit auf 75 Mio. Der Gesamtmarkt hat sich entsprechend nicht bewegt, er ist noch immer 200 Mio. schwer.

Wie reagieren nun die Anleger? Studien zeigen, dass Anleger die Gewinner der Vergangenheit kaufen, jene Fonds, die die Hitparaden anführen, die entsprechend aktiv vermarktet werden mit Werbung und Roadshows.

Entsprechend steigt ein Drittel der Anleger vom Looser B auf den Winner A um. Das Fondsvermögen von B fällt um 25 Mio. auf 50 Mio., das Fondsvermögen von A steigt um 25 Mio. auf 150 Mio.

Im Jahr 2 läuft nun aber alles anders. Looser B wird zum Winner – vielleicht weil seine Bevorzugung von Rohstoffaktien in der Konjunkturerholung Erfolg hat. Winner A wird nun zum Looser, vielleicht weil sich seine grundsätzlich defensive Ausrichtung in einer Konjunkturerholung nicht auszahlt.

Im Jahr 2 habe Fonds B eine Performance von +48% erreicht, sein Vermögen steigt somit von 50 auf 74 Mio. Fonds A hingegen verliert 16%, sein Vermögen fällt somit von 150 auf 126 Mio. Der Gesamtmarkt hat sich entsprechend erneut nicht bewegt, er ist noch immer 200 Mio. schwer.

Über zwei Jahre ist die Marktperformance des Absurdistan Total Return Equity Index also 0%. Fonds A hat eine Performance von 5% erreicht, Fonds B von 11% (1.25*0.84-1=0.05 bzw. 0.75*1.48-1=0.11).

Beide und damit alle haben den Markt geschlagen.

Wie? Die Fondsperformance berücksichtigt nicht, mit wie viel Geld die Performance in den verschiedenen Zeitabschnitten erreicht wurde – es ist nur eine zeitgewichtete Rendite.

Fonds A hat im Jahr 2 24 Mio. verloren, Fonds B 24 Mio. gewonnen. Also ein Nullsummenspiel für den Gesamtmarkt. Aber bei Fonds A machen die 24 Mio. auf 150 Mio. Fondsvermögen nur 16% Verlust aus. Bei Fonds B machen 24 Mio. auf 50 Mio. Fondsvermögen hingegen einen Gewinn von 48% aus.

In der Realität läuft es genauso. Viele Fonds starten mit wenig Vermögen. Ein paar wenige erreichen über mehrere Jahre eine sehr gute Performance, ob mit Glück oder Können bleibe dahingestellt. Diese Fonds werden von den Medien, Anlegern und Verkäufern hochgejubelt. Sie verzeichnen grosse Zuflüsse. Dann kommt die Ernüchterung. Die Resultate hinken dem Markt hinterher.

Die Mehrheit der Anleger im Fonds ist unzufrieden, denn seit sie den Fonds halten, hat er enttäuscht. Der Fondsmanager hingegen verweist auf seinen langfristig sehr guten Leistungsausweis. Er hat möglicherweise seit Fondslancierung den Markt sogar geschlagen. Allerdings nur, weil er anfangs mit wenig Geld einen Vorsprung herausholte und nachher – mit viel Geld – nur einen Teil des Vorsprungs verspielte. Meist, weil er anfangs viel riskierte, Glück hatte und dann den Vorsprung verwaltete, indem er den Fonds nahe dem Index positionierte.

Fazit: Wenn Fondsmanager mit Stolz auf ihre starke Performance verweisen, heisst das nicht, dass ihre Kunden zufrieden sind. Die meisten haben wohl die guten Zeiten verpasst.

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